22. Der Usedomer Kreis

1954 heiratete die Kriegerwitwe Susi Horn den aus Danzig stammenden jungen Maler Manfred Kandt.

Manfred Kandt hatte auf einer Ausstellung in Berlin den Maler Otto Manigk kennengelernt. Dieser hatte ihn nach Ückeritz eingeladen.
Manigk war ein noch nie dagewesener Mensch auf einer noch nie dagewesenen Welt.
Ein großer schlanker Mann, der alles das verkörperte, woran die Friedensjahre nach dem 1. und 2.Weltkrieg arbeiten sollten – Gelassenheit, Leichtigkeit, Sinnlichkeit, Offenheit, Gewaltlosigkeit.

Er war gebildet, aber er wußte nichts. Er kam aus einer alten Gelehrtenfamilie, die ihm die streitlustige Erfahrung des ganzen alten Europas mit auf den Weg gegeben hatte, doch den Himmel, den er malte, sah er zum ersten Mal und die zausigen Strukturen der zum Trocknen aufgehängten Fischernetze über den sanften Wogen des Sandes auch und den Schuppen unter der Sonne im Garten zudem. Er hatte bei vielen bedeutenden Lehrern studiert, er wußte zu malen und zu kontrollieren, aber auch bei einem durch Studium und Erfahrung wohltrainierten Malen und bei der trainierten Balance zwischen Kontrolle und dem ‚flow‘ (wie die Extremkletterer das Überbewußtsein nennen, das einem beisteht beim Überwinden des Abgrunds mit den letzten Kräften – ähnlich dürfte es beim Malen sein) – bei der gut trainierten Balance zwischen Kontrolle und Geschehenlassen, also auch da, wo das Bewußtsein und das ganze Wissen und die ganze gegebene Erfahrung mitwirken, kommt ein Moment, wo man zum ersten mal malt und zum ersten mal kontrolliert und falls man denkt, zum ersten mal denkt und falls man was versteht, zum ersten mal versteht..

Es ist vielleicht das, was Hermann und Irmgard zustieß, als sie sich ansahen. Es sind unsterbliche Momente. Sie schweben als Quantenwolke irgendwo im freien Raum und bilden unser sogenanntes Ich. [1]Der flow ist cool. Wenn man Glück hat, wiederholt er sich. Von Bild zu Bild. Und ist doch nie eine Wiederholung. Nichts zum Festhalten. Null Autoritäten. Keiner sagt dir, wo‘s lang geht. Hinsehen. Demütig zu einem Bild werden lassen. Königlich auf das Bild, auf die Welt sehen, formend entscheiden, ob es weiter geht oder ob es fertig ist, es verstehen, gegebenenfalls behüten, alles im freien Fall und völlig auf sich gestellt. Weit und breit kein Mensch, der begreift, was Sie da machen, oder der für Sie betet, daß Sie nicht abstürzen.

Der kleine endunterzeichnende Zeitzeuge streifte tief bewegt, um nicht zu sagen, erregt den Weg Otto Manigks. Zum ersten mal in seinem Leben zeigte sich ihm (dem Zeitzeugen) die Freiheit und sie war schön. Sie schlägt jeden zum Ritter, der ihr begegnet. Sie wäscht dich rein, o happy day, when Jesus washed, don’t you know he washed. Der kleine, ungefähr 9-jährige endunterzeichnende Zeitzeuge wußte jetzt, wie man Welten schöpft – so einfach: man muß sie sehen. Aber solches Sehen passiert dir, wie gesagt wie, eine Erwählung. Du kannst es nicht machen und es folgt überhaupt nicht den eintrainierten Willensakten. Es ist, wie Lévinas sagt.

Auf Usedom hatte sich in den 30ern des 20.Jahrhunderts und in Vorahnung, daß es unbillig werden könnte in Deutschland, (wie unbillig, hat sich vielleicht nur Kafka vorstellen können), eine kleine Gruppe von anspruchsvollen Malern niedergelassen. ‚Anspruchsvoll‘ meint, sie forderten sich selbst heraus. Alles sollte reine Malerei werden, nichts Abgemaltes, Ausgedachtes, nichts sollte ausgetretenen Pfaden folgen, nichts Parfümiertes, kein Schmelz, nichts mit Sensationen oder Gefälligkeiten, keine Gags, keine Versprechungen, keine Illustrationen, nichts, nur reine Malerei. Ansonsten lebten sie ziemlich asketisch.

Otto Manigk kampierte anfangs in dem grünen Schuppen auf dem gerade gekauften Grundstück seines Vaters, des namhaften Rechtsgelehrten Alfred Manigk, der als Rektor der Breslauer und dann der Marburger Uni das ‚Nationale‘ als Grundlage für das Politische bzw. den Staat ablehnte und das mit Texten fundierte, die heute vielleicht hilfreich sein könnten beim Durchdenken des Ukrainischen Dramas. In der Nazi-Zeit führten sie zu seiner Emeritierung, weshalb er im Vorgefühl des Kommenden 1933 das schöne Ückeritzer Refugium auf der Insel Usedom erworben hatte.
Der Sohn nun brachte den Schülerkreis seines verstorbenen Lehrers mit, des Deutsch-Letten Johann Walter Kurau, dessen Hypothesen und Theorien wie ein Wetterleuchten durch die oft leidenschaftlichen Diskussionen geisterten.

Zu diesem Kreis zählte die herausragende starke Karen Schacht, die neben dem grünen Schuppen in der Waldstraße, (dem realen), mit Unterstützung ihrer wohlhabenden Eltern ein beachtliches Haus baute. Otto Manigk erhielt nun im Obergeschoß des letzteren ein Atelier. Sie arbeitete in der unteren Etage. Unter den Nazis zu den Verfemten gerechnet, von den DDR-Funktionären, die gerade den Sozialistischen Realismus ausgerufen hatten, als bürgerlich und dekadent erachtet, floh sie 1953 nach West-Berlin, und dort, im Westen, konfrontiert mit der damaligen, geradezu doktrinären Mode der abstrakten und dann informellen Malerei und fern der teuren Künstlerfreunde, wurde es nach einigen unbedeutenden Malansätzen ganz still um sie. Doch sie ist eine, die in die großen deutschen Museen gehörte.

Manfred Kandt

Manfred Kandt in Ückeritz

schlafende Frau

Manfred Kandt: schlafende Frau

Otto Manigk

Otto Manigk

Otto Manigk: Schuppen mit Abendsonne

Otto Manigk „Schuppen mit Abendsonne Öl, um 1933 (Der grüne Schuppen)

Karen Schacht

Karen Schacht

Otto (Manigk) beim Malen im Ückeritzer Wald

Otto (Manigk) beim Malen im Ückeritzer Wald‘ (an der Waldstraße), Öl

Herbert Wegehaupt, Otto Manigks Kommilitone aus Breslauer Studientagen, lebenslänglicher Freund und dann auch Schwager, hatte ebenfalls noch vor dem 2. Weltkrieg in der Nachbarschaft ein kleines Atelierhaus gebaut, das jedoch in Flammen aufging mit allen Arbeiten, die sich dort befanden.

Nach dem Krieg errichtete er auf diesem Grundstück ein neues Haus, entworfen von dem Ückeritzer Architekten Kurt Schewe, der damit eine Baureihe eröffnete, die heute den westlichen Teil der Ückeritzer Waldstraße beschwingend akzentuiert.

Herbert Wegehaupt, der unter anderem am Bauhaus bei Paul Klee, studiert hatte, (dieser Maler, der gleichzeitig ein großer Lehrer und Kunsttheoretiker war), erhielt 1949 eine Professur am Caspar-David-Friedrich-Institut der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald und 1956 wurde er ohne Partei-Buch oder öffentliche Kniefälle Direktor des Instituts.

Er wurde zu einem oder dem ! hochgeachteten Kunsthochschullehrer der DDR. Dem heiligen Ernst, der ihn auszeichnete und sich mit einem starken, produktiven und temperamentvollen Geist mischte, kann man immer noch begegnen in seinen Bildern.

Herbert Wegehaupt

Herbert Wegehaupt auf seinem Ückeritzer Grundstück

Herbert Wegehaupt, „Fischerhütten“

Herbert Wegehaupt, „Fischerhütten“ Öl, um 1957

Ein vierter war ebenfalls Anfang der 30er auf Usedom gelandet auf der Suche nach einem Landeplatz für sein Segelboot und fündig geworden auf dem schmalen Streif Landes zwischen Meer und Achterwasser auf Usedom, zwischen den Bädern Koserow und Zempin. Er nannte das Areal Lüttenort und baute es auf- und aus, zunächst als Rückzugsort vor dem Hitlerismus und auch als Versteck für seine jüdische Schwiegermutter und schließlich als Kleinstlandwirtschaft für das tägliche Brot. Trinkwasser mußte noch bis zur Wende  aus den Nachbar-Dörfern geholt werden. Elektrisches Licht gab es erst ab 1945.

Eines Tages aber würde ein nicht abreißender Strom von Fans dorthin wandern Tag um Tag und aus dem schönen und notdürftigen Anwesen einen Treff der Lebendigen machen, all derer, die sich nicht einreihen lassen wollten in den zombihaften Gänsemarsch der Mitläufer oder wenigsten sich nach Ferien sehnten vom ruinösen Mitlaufen.

Hier, beim Niemeyer, traf man sich, anfangs im S-Bahnwagen unter einem Ölbaum, später gab es die zauberische Döns mit den Delfter Kacheln und den geschnitzten Bettschränken in einem Anbau und dann den Raum mit Konzertflügel für die Hauskonzerte und dann kam das Tabu dazu, der solitäre Flachbau im Garten, welcher letzterer sich längst von einem Nutzgarten zu einem vielzelligen Organismus der 100 kleinen Parks ausgewachsen hatte, Gärten aus aller Welt, italienischer Garten, japanischer Garten, olympischer Hain, Seemannsgarten, Hafengarten und so ad infinitum, die die namhaften Garten-Freunde, wie den Staudenspezialisten Karl Förster und den Potsdamer Landschaftsgestalter Hermann Göritz, in größte Verlegenheit brachten, da sie so schön waren, aber falsch aus professioneller Sicht. Manfred Kandt wird seinen Garten in der Ückeritzer Waldstraße eines Tages als ‚sein größtes Kunstwerk‘ bezeichnen. Förster und Göritz gehörten zu seinen engen Freunden, aber alle in dem Kreis, besonders die Malerfrauen, tauschten Gartenkataloge, Pflanzen und Sämereien, bestellten gemeinschaftlich Obstbäume und legten ihre Gärten überlegt gestaltend an.

Otto Niemeyer-Holstein

ONH li. bei seiner Ausstellungseröffnung 1983 im KPH mit Rolf Ludwig, l

 

Otto Niemeyer-Holstein: Stilleben

Otto Niemeyer-Holstein Stilleben, Aquatinta, Widmung mit Bleistift: „In echter Verehrung für Susanne Kandt“

Auf dem Grundstück, auf dem die Kandts gebaut hatten, war zuvor eine Baracke gestanden, die der Malerin Ricarda Gor, der späteren Ricarda Gor-Grieshaber, als Flüchtling aus Königsberg kommend, mit ihrer Tochter Nani als behelfsmäßige Unterkunft gedient hatte. Das armselige, aber doch so wichtige Heim ging wenig später in Flammen auf und sie wanderte mit ihrer Tochter zur Bernsteinschule im Kloster Bernstein am Neckar, eine innovative Kunstschule, die ihr Bruder Hans Pfeifer bereits 1946 eröffnet hatte. Hier lernte sie den jungen, Aufsehen erregenden Maler und Holzschneider HAP Grieshaber kennen und gründete mit ihm auf der Achalm ein Künstleranwesen, das seinerzeit zu einem viel gerühmten anregenden Treff autonomer Geister auf der westlichen Seite wurde.

Ricarda Gor-Grieshaber war eine Freundin Luise Wegehaupts und diese Freundschaft verlor sich nicht hinter der Mauer, die die DDR aufrichtete.

Die Kontakte mit den Usedomern führten so weit, daß HAP Grieshaber einen gewichtigen Teil seines Œuvres der 1969 von der DDR gebauten Kunsthalle Rostock als Grundlage für eine Sammlung übergab, die heute zu den besten im Osten Deutschlands zählt.

Auch die Tochter Nani (verh. Croze), die in Kenia, südlich von Nairobi die berühmte Kitengela-Farm, eine großes Kunst-Areal mit Spezialisierung auf Glaskunst aufbauen konnte, kam vorbei, begrüßte die alten Freunde, betrachtete die rettende Station ihrer Kindheit und schickte für den Kunstpavillon Heringsdorf eine verwirrende Zauber-Glasausstellung.
Es gab eine ganze Reihe solcher Verbindungen, die für geistigen Austausch und Weltoffenheit sorgten in der eine lange Zeit lang sich rigide ab- und zuschließenden DDR.

Im Wohnzimmer von Luise Wegehaupt

v.li.: Luise Wegehaupt, Ingeborg Manigk (Frau von Otto Manigk), Martha Schewe (Frau des Architekten Kurt Schewe), Hella Manigk, (Otto Manigks Schwägerin), Vera Kopetz, Susanne Kandt-Horn.

Ricarda Gor-Grieshaber, l. mit Luise Wegehaupt r

Ricarda Gor-Grieshaber, l. mit Luise Wegehaupt r

Lebenszeichen
Luise Wegehaupt und Johanna Polke

v.l.: Luise Wegehaupt mit Freundin Johanna Polke, (Mutter von Sigmar Polke); im Hintergrund Luises Tochter Anita, Gemahlin von Egon Klepsch.

Nachdem Karen Schacht Ückeritz verlassen hatte, übernahm Otto Manigk ihr Haus und aus dem Fenster in der Oberetage sahen dann und wann neue aufregende Gesichter heraus, der große Performance-Mann der DDR, Edvard Monden, Robert Rehfeld, der wohl bedeutendste Protagonist der mail-Art und Fluxus- Bewegung in der DDR, (dieser, voller Witz und surrealem Zorn und Lachen, arbeitete vornehmlich, wie auch Monden mit dem Maler Oskar Manigk, Otto Manigks Sohn, zusammen).

Den großen und unvergessenen Star des Deutschen Theaters, Fred Düren, brachte eines Tages eine Freundin von Angelika Wegehaupt mit. Wolf Kaiser schaute zuweilen aus Ottos Atelierfenster.

Der Dresdener Maler Hans Jüchser wohnte in dem schönen Schewe-Haus des Zahnarztes Dr. Strate zwischen den Atelierhäusern Manigk und Kandt.

Es war das Haus mit dem Konzertsalon, d.h. mit einem großen guten Flügel, denn Dr. Strate war ein leidenschaftlicher, aber leider durch den Druck der unbilligen Zeiten verhinderter Konzert-Pianist, hier wohnten auch manchen Sommer Manfreds Freunde, der Lyriker Günther Deicke und der Kunstschmied Günther Laufer. [2]

Die Maler Penck und Peter Herrmann kamen, als sie in Ückeritz waren, so viel ich weiß, wie Peter Graf bei Matthias Wegehaupt unter.

Die als ‘staatsnah’ geltenden Künstler: Wolfgang Mattheuer und Willi Sitte suchten viele Sommer regelmäßig die Kandts auf. Susanne Kandt-Horns enge Freunde, die Komponistin Ruth Zechlin und der Komponist Gerhard Rosenfeld, waren ebenfalls oftmals dort zu Gast.
Ungern erwähne ich Karl Eduard von Schnitzler, der verbale Chefeinheizer für den Kalten Krieg im DDR-Fernsehen, der jeden Sommer beim Niemeyer vorbeischaute und gelitten wurde, (wie jeder gelitten wurde, der bei ONH vorbeischauen wollte), hinzukamen die schönen und klugen Frauen, die er stets mitbrachte, z.B. die deutschlandweit bekannte Diseuse Gisela May, die sich mit SKH anfreundete, und die wunderbare Inge Keller, die heute als Ehrenmitglied des Niemeyer-Holstein-Freundeskreises, bald 91jährig, alljährlich immer strenger werdende, filigrane Meisterwerke der Lese- und Schauspielkunst zu den Geburtstagsfeiern des Käptn abliefert.

Dann war da auf einmal einer in Ückeritz, so lange und so oft, daß er irgendwie dazugehörte – Biermann! Obwohl er, könnte man meinen, viel zu laut, viel zu herausfordernd, viel zu unduldsam war für diesen Kreis der gelassenen Staatsverweigerer.  Er sagte, daß es kein größeres Wort gäbe als „Ich“ und daß er alle seine Gedichte jetzt mit „Ich“ beginnen würde und wir kamen gar nicht in Versuchung, das falsch zu verstehen, wir wußten gleich, wie er es meinte und gingen gleich 5 cm aufrechter und hatten Hunger auf große Taten und liebten ihn dafür. Nahezu jeden Morgen verteilte er sein neuestes Gedicht oder Lied auf feinem West-Durchschlagpapier getippt. Er rannte nackig die Steilküste bei Ückeritz herunter und dann ins Meers und schrie „die Ostsee soll ein Meer des Friedens werden“ und wenn er 500 m rausgeschwommen und ein Pünktchen im Wasser geworden war, hörten wir ihn immer noch schreien „die Ostsee soll ein Meer des Friedens werden“ und wir rannten hinterher und schwammen im Meer herum und schrien vergnügt „Die Ostsee soll ein Meer des Friedens werden“ nur daß uns die Puste schneller ausging.

Strawalde (Jürgen Böttcher)

Strawalde (Jürgen Böttcher) in seiner Ausstellung im Zinzendorfer Schloß 2013

Eva-Maria Hagen und Matti Geschonnek

M&M, d.i.Eva-Maria H. und Matthi Geschonnek im Garten der Kandt’s

Wolf Biermann

Eines Tages kam Biermann mit der Eva-Maria Hagen. Sie war wild und unvergleichlich und beide entwickelten eine verstörende Präsenz, die nur noch durch die stets lächelnde und grandios eigensinnige Nina (Hagen) gesteigert werden konnte. Biermann und Eva bauten sich irgendetwas aus in Lütow und brachten Freunde mit, darunter den schweigenden Strawalde, genannt ‘Genie-Böttcher’, (Jürgen Böttcher), Maler und Filmemacher, von seiner Partei- und Staatsführung zugebrettert mit nicht abreißenden Disziplinierungsmaßnahmen, Ausstellungsverboten, Filmverboten, stets das Haupt gesenkt und meistens begleitet von seiner Frau Dobsy und dem Sohn Lucas, er wurde nun zu einem herzlich willkommenen allsommerlichen Usedomer. Strawalde, der Gewaltige, war die vollkommene Gewaltlosigkeit, ein gewaltloser Europäer mit dem Glauben an sich selbst und seiner oftmals zornigen Würde. Er war so sanft, daß er nicht zögerte, die ganze abendländische Kunstgeschichte in seinen Bilder mitzutransportieren und damit auch den griechischen Geist mit dessen verallgemeinernden (Levinas zufolge ‚gewaltsamen‘) Idealisierungen und ließ nun gerade diesen Idealisierungen eine Konkretion, eine Versinnlichung, eine Intimität angedeihen, die den Betrachter nicht nur um den Verstand brachte sondern auch in das erregende zärtliche unermeßliche ungeheuerliche Abenteuer des Zum- ersten- Mal-Sehens stieß. Alle diese Ausnahme-Künstler wurden wie gesagt zu regelmäßigen und gefeierten Sommermitgliedern der Usedomer.

SKH: Die begeisterten Musen

SKH „Die begeisterten Musen“ 1981 Öl/Hf, 205 x 245 cm

Fussnoten

  1. diese Vorstellung entwickelte der Verfasser von „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ Sir Raymund Popper in Kooperation mit dem Gehirnforscher und Nobelpreisträger Sir John Eccles. Popper und Eccles schrieben zusammen das Buch „Das Ich und sein Gehirn.
  2. Günther Laufers Werkstatt in Eisenach realisierte Manfred Kandts Giebelschmuck für Haus Sonne in Rostock und die Großraumplastik „Doppelhelix“ vor dem Rechenzentrum Greifswald